Kleinod: Kaleb Trageladen

Das mit dem Tragen hat nie richtig geklappt. Ich, gebrechlich von Geburt und Prolaktin (das muss es sein, ich bin nicht alt), habe schon nach kurzer Zeit Rückenschmerzen bekommen, wenn das Baby in der Manduca steckte. Das Tragetuch war zu viel Stoff für uns beide. In der Wochenbettzeit habe ich ehrlich gesagt auch gedacht, dass das ständige Tragen nur etwas für den Ehrgeiz der Mutter ist. Aber nun, da ich dank Kaffee und Kuchen zu neuen Kräften gekommen bin, wollte ich es gern probieren. Baby hat mir kürzlich zu verstehen gegeben, dass es gern getragen werden will. Außerdem stehen ein Strandurlaub und ein Städtetrip an. Ich schiebe doch keinen Kinderwagen über feinen Ostseesand.

Also waren wir, nach guten Ratschlägen von den Dresdner Tragemamis im Kaleb Trageladen. Auf der Bautzner Straße, gegenüber der Pfunds Molkerei und neben der Hostienbäckerei (ja!) findet man das Kaleb Familienzentrum und den Trageladen. Schon bei meinem Anruf, ob wir einfach vorbeikommen könnten, konterte die Dame am Telefon fachfraulich mit Gegenfragen zum Zweck meines Besuchs (Neukauf oder Anpassung?). Also hob ich Baby aus dem heimischen Spieleparadies in den Wagen, Manduca eingepackt, auf die Fähre und rüber in die Neustadt. Der kleine Laden ist unscheinbar von außen, doch innen vollgepackt. Regale voller Tragetücher, Tragehilfen, Stulpen, Babysocken, Kissen, Schützer, alles was das Herz begehrt.

Zwei erfahrene Damen leiten den Laden und es ging sofort los. Manduca her, Baby raus, alle Tragevarianten wurden ausgiebig und geduldig gezeigt. Wie logisch die ganzen Schnallen und Bänder auf einmal waren. Baby hing, zufrieden am Riemen kauend, auf meinem Rücken, auf der Hüfte, am Bauch. Eigentlich war schon Mittagspause, das hatten die Damen bestimmt im Blick, nur ich nicht. Begeistert drehte ich mich vorm Spiegel, ging das Regal entlang. Dann eine kleine Stillpause auf dem großen roten Sofa. Eine der Damen setzte sich zu mir, faltete ein lila Tuch mit Elefanten und wir kamen ins Schwatzen über Blockaden im Babyhals, Folgeschäden, Tragetechniken, wie’s früher war. „Hier, das Buch habe ich letzte Nacht gelesen, das könnte Sie auch interessieren.“ Baby in Balance, klingt nach Esoterik. Nein, es ginge um die Bewegungsmöglichkeiten des Kindes und das Tragen. Ich könne es gern ausleihen, sollte es nur wiederbringen. Echt? Danke!

Das Familienzentrum hatte mal eine ganze Bibliothek mit Büchern zu vielen Themen, die mit Geburt und Baby zusammenhängen. Sie wurde aufgelöst, aber ein paar Bücher konnten die Damen in den Laden retten. Beide haben Kinder, beide waren in Dresden Trägerinnen der ersten Stunde. Wie auch Trageberaterinnen. Denn das Wissensfeld der Trageberaterin (eine Weiterbildung) hat sich, wenn ich es recht verstanden habe, von Dresden aus weiterentwickelt. Inzwischen bilden Dresdner Beraterinnen Frauen bundes- und weltweit. Der Laden entstand im Schatten des Familienzentrums, das ein vielseitiges Angebot für Schwangere und Mütter bereit hält. Beratung zum Stillen, Tragen, Ernährung, Handling des Kindes. Beratung von Minderjährigen. Beratung von Eltern mit kranken Kindern oder verwaisten Eltern. Offene Treffs, Vorträge, Aktivitäten mit Kind. Dienstags zum Beispiel gibt es ein offenes Frühstück für Eltern mit Baby, von 9:30 bis 11:30. Das machen wir doch glatt mal.

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