Schieben mit Aussicht: Lingnerpark und Elbschlösser

Baby und ich haben eine Elbschlössertour gemacht. Wir sind entlang der Bautzener Straße immer weiter nach oben und nach Osten gelaufen, so dass wir irgendwann in die Pforte des Lingnerparks eintraten. Unsere Route verlief etwas im Zickzack, da die Bautzener allerdings eine recht laute Einflugschneise in die Neustadt ist.

Wusstet ihr, dass Wladimir Putin einmal in der Angelikastraße gearbeitet hat? Als junger Agent Ende der 80er Jahre hat er hier im Dresdner KGB-Hauptquartier als Übersetzer gearbeitet und gemeinsam mit der Stasi ausländische Agenten angeworben. Als 1989 die Mauer fiel und die Dresdner den russischen Geheimdienst aus ihrer Stadt werfen wollten, verteidigte Putin sein Büro mit gezückter Pistole. Vorher, in ruhigeren Zeiten soll Putin auch in der Neustadt ab und zu mal ein Bier gezischt haben, berichtet die Vice in einem alten, investigativ recherchierten Artikel. Das nur am Rande. Wir jedenfalls waren im Lingnerpark, es gab Leitungswasser und Limo.

Links der Bautzener beginnt die Heide, gleich hier gibt es einen schönen Waldspielplatz und ein Wildgehege. Rechts der Straße beginnt der Park, dessen Wege sich entlang der Saloppe, am Schloss Albrechtsberg, am Lingnerschloss und am Schloss Eckberg winden. Es gibt einen verwunschenen Seerosenteich, Spazierwege die mal sandig, mal gepflastert oder holprig auf und ab führen. Für unseren luftgeräderten Hartan kein Problem. Für Mamas mit Buggy oder Wagen mit kleinen Gummirädchen ist das Geschiebe auf manchen Wegen eine sportliche Herausforderung. Sport im Park!

Es gibt ein paar Wiesen, die man auch betreten darf und natürlich Terrassen mit Aussicht auf Elbe und Stadt vom Blauen Wunder bis zur Augustusbrücke. Toll. Gleich zu Beginn, wenn man den Teich mit Seerosen und Enten passiert hat, lädt eine Besenwirtschaft ein. Eichen und Weinreben wachsen hier und ein Weinbauer baut Wein an. Die Schlösser erheben sich eins nach dem anderen zwischen den Bäumen.

BBgoesDD: Schloss Albrechtsberg
BBgoesDD: Schloss Albrechtsberg

Am Schloss Albrechtsberg hält die Jugendkunstschule für Kinder Freizeitkurse hier im Grünen bereit. Man kann zum Beispiel Töpfern, Malen, Tanzen oder Chorsingen. Das Lingnerschloss beherbergt ein Restaurant und einen Biergarten.

Das Schloss hinterließ Karl August Lingner den Dresdnern als Ort der Erholung. Es sollte „für alle Zeit“ öffentlich sein und den Dresdnern zu erschwinglichen Preisen Speisen und Getränke anbieten. Im Biergarten wollte ich ein Wasser zum Mitnehmen kaufen, es gab leider nur Liter-Flaschen für stolze 5 €. Die einfach praktisch denkende Dame hat sich aber an Lingner erinnert und mir einfach Leitungswasser vom Schloss in meine Trinkflasche von dm gefüllt. Sehr nett! Es gibt aber immer noch Lingner-Brause für 75 Cent das Glas und auch sonst sind die Preise wirklich moderat. Tipp: Flammkuchen essen! Es gibt auf der barrierefreien Toilette einen Wickeltisch.

Im Restaurant hält die Karte neben bodenständig-raffinierten Gerichten ein günstigeres Lingner-Gericht bereit, aktuell Putencurry. Die Aussicht von der Terrasse ist spektakulär. Auch die Arkaden mit gläsernen Wänden, hohe stuckverzierte Decken und Kronleuchter im Restaurant sind wunderbar anzuschauen. Etwas zum schick Ausgehen mit dem Liebsten, für das Familienessen oder die Hochzeit. Brunchen mit Aussicht kann man hier auch, für stolze 21 €. Kinder bis zwei Jahre essen einfach mit.

Auf dem Heimweg habe ich einen platten Reifen an der Kutsche bemerkt. Mist. Zurück in die Johannstadt sind wir die Brockhausstraße runter und an der Elbe entlang in die warme Abendsonne geschlingert. Die Heißluftballons fliegen, Baby, es wird Herbst.

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