5 Komponenten plus Käse: Spaghetti a la Oma

Auf der Terrasse vor unserem Büro ist Erntezeit. Beim Basilikum sieht man keinen Boden mehr, die Petersilie schießt über den Topfrand hinaus. Ein Ast vom Kirschbaum ist kürzlich in den Garten gefallen, Kirschen zu schwer. Die Tomaten sind groß und grün. Bei der Diskussion um’s Essen, die täglich kurz vor 11 das Skype-Fenster aufploppen lässt, schlug ich Nudeln mit Soße vor. Herausgekommen sind Spaghetti, wie sie meine Oma mir und den Cousins und Cousinen in den Sommerferien immer gekocht hat. Mit fünf Komponenten, unter anderem Petersilie aus dem Garten.

Es hat allen geschmeckt, auch wenn anfangs die Skepsis gegenüber Petersilie und gerösteten Semmelbröseln stark war. Die Kollegen haben die Augen verdreht, als ich sagte, in welcher Reihenfolge die Zutaten auf den Teller kommen. Aber das ist wichtig, es geht hier um Verhältnismäßigkeit.

Man braucht für 5 Personen:

750 g Spaghetti

120-150 g Jagdwurst / Schinkenwurst

1 großes Bund Petersilie, kann durch Schnittlauch ergänzt werden

500 ml Tomaten, entweder gehackt oder etwa ein 3/4 kg kleingeschnittene frische

2 EL Tomatenmark

4 EL Semmelbrösel, möglichst vom Bäcker oder selbst gerieben

2 mittelgroße Zwiebeln

1 TL Zucker

Geriebener Käse nach Bedarf

So geht’s:

Nudelwasser aufsetzen, inzwischen die Zwiebeln fein hacken, die Wurst in kleine Würfel schneiden. Die Kräuter waschen und grob hacken. Für die Soße werden die Zwiebelwürfel in Butter hellbraun angeschwitzt, mit Salz, Pfeffer und viel Paprika gewürzt und mit Tomaten gelöscht. Alles schön auf kleiner Flamme köcheln lassen. Nun die Wurst anbraten, während die Nudeln kochen. Zum Schluss werden Semmelbrösel goldbraun in Butter gebraten. Alle fertig gegarten Komponenten werden in separaten Schüsseln aufbewahrt. Wenn die Nudeln abgegossen sind, wird die Soße noch einmal mit Salz und etwas Zucker abgeschmeckt.

Jetzt kommt alles auf den Tisch und in ebendieser Reihenfolge auf den Teller:

Spaghetti, gebratene Wurst, Semmelbrösel, Petersilie, ein Schwapp Soße – aber nicht ertränken. Dann der Käse. Hmmmm. So hat der Sommer in Hartmannsdorf geschmeckt, wo es ein Freibad gab und wir den Pfarrer gegrüßt haben.

Der Junior hat heute die Rester bekommen. Er war mit im Büro, da sich die Kita um ein geplatztes Wasserrohr kümmern musste. Kein Wasser, keine Kita. Dafür hat der Sohn die restlichen Kollegen getroffen, unter anderem Martin, der (bestimmt) nachts als Koch arbeitet und tagsüber Sachen programmiert. Er ist Thüringer und kocht öfter für alle. Heute hat Martin mit frisch angebratenen Semmelbröseln ein wunderbares Mischmasch mit den Nudeln und der restlichen Soße veranstaltet.

Der Junior hat es ihm gedankt, indem er die Schüssel zum Mund hob und den Spaghettiberg im Ganzen verschlingen wollte. Überall am Sohn klebten orangerote Spaghettierester, sogar im Bauchnabel. Es ist nicht möglich, ihn aufzuhalten, wenn Nudeln auf dem Tisch stehen, Besteck hin oder her. Er hat dann noch ein bisschen Mangold gezupft und am Kickertisch die Stäbe mit einem Knall verschoben, wie die Großen. Dann winkte er zum Abschied, Kollegen, es war ein Fest.

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