Wie Zwiebeltürme und Birkenwald: Im Café Aljonuschka

Mit russischem Essen verbinde ich Wärme, Behaglichkeit und satt werden. Es mag von den Erinnerungen an frühere russische Kochabende, an Wladimir Kaminer-Bücher oder von romantischen Märchenfiguren rühren, ich weiß es nicht. Hinter der Kreuzkirche jedenfalls liegt ein kleines Stück Russland, und zwar nicht das eines oberkörpernackten Putin, der Verhandlungen zu Waffenruhen scheitern lässt, sondern mein leckeres, freundliches Russland. Im Café Aljonuschka werden traditionelle russische Gerichte zubereitet: Pelmeni, Wareniki, Soljanka, Borschtsch und zum Nachtisch Plinsen oder mit süßem Quark gefüllten Teigtaschen. Wer ist diese Aljonuschka und warum kann sie so gut kochen?*Es riecht nach Omas Küche, wenn man eintritt. Drei Damen mit Schürzen kochen, mixen und schnippeln auch fleißig hinter der Theke. Da liegen Spitzkohl und Buchweizenmehl, abgefahren. Ich nehme Platz und sage zu der freundlichen Bedienung, ich könne mich nicht entscheiden. Sie sagt, es ist alles lecker – möchte ich vielleicht vegetarisch oder mit Fleisch? Ich lande bei einer Auswahl an Wareniki: mit Kartoffelstampf, Kraut oder Waldpilzen gefüllte, gekochte Teigtaschen. Bald kommt eine dampfende Holzschale, mit einem großen Löffel Schmand darüber. Hmmm, lecker – die mit Pilzen und Kraut sind die besten. Ich trinke dazu Mors, eine Art Beerenkompott. Man kann auch Birkensaft probieren oder hausgemachte heiße Schokolade. Draußen ist es eiskalt, hier drinnen schön warm. Das Essen ist schnell weg. Das nächste Mal die große Portion. Überall bunt lackiertes Holz – mal in Form von kleinen Schnapsbechern oder großen Matrioschkas. An Deko wie bei Babuschka wird nicht gespart, dennoch wirkt das Café mondän und aufgeräumt. Sehr gemütlich.

BBgoesDD: Matrioschka und ich
BBgoesDD: Matrioschka und ich

Im hinteren Teil hängen gemalte Landschaften und es gibt eine kleine Spielecke. Aber eher für größere Kinder, die sich artig hinsetzen und malen. Das Café ist ruhig und recht geräumig, sehr zu empfehlen für hungrige Wochenbettmamis! Der Kinderwagen findet einen Platz und die Mama bekommt etwas ordentlich Nahrhaftes zu essen. Man kann auch Speisen mitnehmen und typisch russische Produkte kaufen, für zuhause zum Nachkochen. Einen Wickelplatz gibt es eine Etage tiefer in der barrierefreien Toilette, meine ich.

*Ich habe recherchiert: Aljonuschka heißt das Mädchen aus dem Märchen „Brüderchen und Schwesterchen“. Es geht um das richtige Essen und Trinken. Die beiden Geschwister Aljonuschka und Iwanuschka waren Zarenkinder, wurden plötzlich Waisen und zogen daraufhin allein durch die Welt. Weil der Bruder nicht auf seine Schwester gehört und was falsches getrunken hatte, wurde er ein Ziegenböckchen. Das war nicht so schlimm, Aljonuschka fand einen Zaren zum Heiraten und das Böckchen lebte und aß mit ihnen, als wäre das alles ganz normal.

Dann war der Zar immer unterwegs und es kam eine Zauberin in den Palast, die verhexte Aljonuschka. Sie wurde ganz blass und krank. Die Zauberin trieb sie dazu, ans Meer zu gehen um dort Salzwasser zu trinken, damit sie genese. Die hinterlistige Zauberin schubste sie aber ins Wasser – nicht bevor sie der armen Aljonuschka einen schweren Stein umgebunden hatte. Die Übeltäterin verwandelte sich und tat so, als wäre sie die Zarin und verlangte auf einmal nach Ziegenbraten. Der Zar wunderte sich zwar ein bisschen, aber sagte nichts. Bisher war das Ziegenböckchen doch Teil der Familie? Versteh einer die Frauen.

Das Böckchen sah nun seine Felle davon schwimmen und bat darum, ans Meer gehen zu dürfen. Er stand am Ufer und rief verzweifelt seine Schwester. Drei Mal. Dem Zar kam das nun doch komisch vor und schlich das dritte Mal hinterher. Da sah er, wie das Ziegenböckchen seine Aljonuschka rief, und sie tatsächlich aus dem Wasser aufstieg. Der Zar nahm schnell den schweren Stein von ihr weg und nahm sie in die Arme. Sie gingen nach Hause. Für die Zauberin hatte das ein böses Nachspiel. Die anderen drei aßen und lebten glücklich zusammen, so wie vorher.

Russische Märchen brauchen keine Erklärung, das ist doch schön. Es ist so, wie es ist. 🙂

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