Klar geht das. Über das Es-sich-leicht-machen.

Man sollte es sich leicht machen. Ja ehrlich, das Leben ist zu kurz, die Zeit mit dem Junior ist zu kurz. Es ist völlig ok, auch mal nur 80 Prozent zu geben, damit’s am Ende wieder stimmt. Deshalb habe ich diesen Monat auch noch keinen einzigen Blogartikel geschafft. Wir sind auch kaum rausgekommen und haben neue Lokalitäten probiert, sondern haben eher vom Altbewährten gezehrt.

„Man sollte es sich leicht machen“ heißt nicht, dass Wichtiges, Notwendiges und absolut Notwendiges präferenzmäßig nicht in die Waagschale geworfen werden müssen. Aber zum Beispiel im Haushalt sollte man unbedingt Abstriche machen. (Nichts Neues.) Bettwäsche bügelt doch kein Mensch mehr und auch sonst fristet ein Bügeleisen ein recht einsames Dasein. Alles in die Spül- oder Waschmaschine und schon ist aufgeräumt. Wenn der Junior badet (wie ein fröhlicher Babyelefant), nutzen wir die Wasserlachen vor der Wanne, um von der Wanne ausgehend die Wohnung zu wischen. Manchmal spiele ich mit dem Junior staubsaugen, er darf am Einschalt-Rädchen drehen. Das macht er mit Stolz. Dauert ein bisschen, weil das Ausschalten auch ganz spannend ist, aber immerhin verschwinden ein paar Krümel. Was, außer die derzeitige finanzielle Lage, spricht eigentlich gegen eine Putzfrau? Wir kochen manchmal schnell Tütenbolognese (das hat der Liebste eingeführt) und ein Nachmittag im Indoorspielplatz bedeutet quer durch den Saal der Kinderbibliothek krabbeln. Mein Busticket kauft die App, ich hab eh nie Bargeld.

Leicht machen kann man es sich auch, indem man versucht, gut zu Netzwerken. In den letzten Tagen kam es öfter vor, dass Mama nachmittags Termine hatte. Eingesprungen sind die Mädels und Kinder aus der Krabbelgruppe, die den Junior bei uns zuhause unterhalten haben. Oder seine große Freundin Louisa oder natürlich Sylvie und Kumpel Kai. Sie alle haben ausgeholfen, um die Betreuung des Sohnes zu gewährleisten, wenn der Liebste oder ich arbeiten müssen (oder so etwas ähnliches). Leider sind wir nicht in der glücklichen Lage, die Verwandtschaft mit einspannen zu können, die wohnt zu weit weg. Aber das ist kein Grund, hilflos mit den Armen zu rudern. Auch klappt das mit der Krippe nach zähen Wochen Eingewöhnung immer besser, so dass wir inzwischen guten Gewissens meinen Wiedereinstieg in das Arbeitsleben planen können. Es ist eine Notwendigkeit für uns alle – der Junior braucht andere Kinder, ich meinen Job.

Ich habe schon von Leuten gehört, die unbedingt einen Umzug in die heimatliche Provinz erwägen – mit Aufgabe des gewohnten Lebens, der Arbeit und der Freunde – bevor sie mit der Familienplanung überhaupt anfangen. Ein paar Kinder fehlen also in der Statistik, die gar nicht erst geboren wurden wegen widriger Betreuungsumstände. Hm. Dabei ist Netzwerken in Dresden nicht schwer, die sozialen Medien, Nachbarschafts-Apps oder zahlreiche Familienzentren machen es möglich. Die Stadt selbst unterhält im Jugendamt ein Begrüßungsbüro, dessen Mitarbeiter (fast) jeden neugeborenen Dresdner besuchen und wertvolle Tipps mitbringen. Wo kann man hingehen mit Baby, welche Angebote gibt es in der Stadt, wie geht das mit dem Elterngeld. Da sollte man sich nicht scheuen zu fragen oder gar die nette Dame vom Amt mit ungutem Gefühl hereinbitten und glauben, dass sie mit Adleraugen durch die Wohnung geht.

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Oder einfach mal die gute alte direkte Kommunikation. Liebe Muttis, versauert nicht zuhause mit eurem Baby. Geht raus, klingelt bei der Nachbarin. Ich kenne keinen Menschen, der sich nicht den lieben langen Tag über seine Kinder unterhalten will. Der Umweg über das zweijährige Nachbarskind als Spielplartner für das eigene bringt vielleicht eine neue beste Freundin? Die anderen Eltern im Kindergarten – sitzen doch alle im gleichen Boot? Vielleicht ist in Kürze jemand dabei, der mit auf die Abhol-Liste eingetragen werden kann für das eigene Kind?

Bei der Nachbarschafts-App nebenan.de suchen Babysitter Babys und Muttis Spielkameraden für den Sprössling oder Ausleihomas. Auf Facebook suchen frischgebackene Mütter andere zum gemeinsamen Schieben an der Elbe. Da ergibt sich doch was. Geht raus, liebe Muttis!

Heute ist Faschingsdienstag. Der Junior ist im Kindergarten eine süße kleine Biene von einem ganzen Schwarm Bienen. Dicht an dicht wuseln kostümierte Krippenkinder auf dem Gang zum Gruppenraum, drängeln sich in Trauben am einzigen Lautsprecher und am Büffet mit Würstchen, Keksen und Weintrauben.

Ich habe es mir leicht gemacht mit dem Kostüm. Was heißt leicht. Es musste Low Budget sein. Ich habe einen Textilmarker gekauft, ein gelbes Shirt angemalt und eine Hose zerschnitten. Er hat jetzt kleine gelbe Stulpen an den Knöcheln und eine fesche gelbe Hose zum Bienenshirt (immerhin hat er ja schon fleißig Blütenpollen gesammelt). So sparsam ich bei der Kostümherstellung war, so großzügig war mein Beitrag zum Büfett.

Jeder konnte in eine Liste eintragen, was er mitbringt. Ich habe uns bei den Weintrauben eingeschrieben – es gab die Auswahl zwischen Würstchen, Keksen und Käsewürfeln. Ich dachte mir, ich besorge lieber höchst persönlich ungespritzte Weintrauben, die gehören ja zum „dreckigen Dutzend“ (behandelte Lebensmittel, Trauben sind sogar besonders kritisch laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz). Nicht dass die Kinder die pestizidverschmierten Trauben aus dem Supermarkt essen. Die Wiener und der Käse aus Massentierhaltung, die zuckrigen Kekse – puh, na ich kann ja nicht die ganze Welt retten. Ich nahm also das größte Übel, und auch das teuerste. Im Bioladen nahm ich die Weintrauben aus dem Regal, das Päckchen lag schon gut schwer in der Hand. 100 Gramm einen Euro. Na mal sehen. An der Kasse bezahlte ich dann würdevoll meine 10 Euro für ein Kilo Weintrauben. Manchmal muss ich über mich selber lachen. Eigentlich ist es schlimm und sollte andersrum sein – keine Bio-Auszeichnung, sondern eine Pestizid-Auszeichnung an den Früchten. Am Ende landeten unsere Trauben zusammen mit den womöglich gespritzten der anderen Kindergartengruppen auf dem Büffet. Aber sie sind sehr lecker!

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