Mit den Händen sprechen: Gebärdesprachkurs für Babys

Die Zeit vergeht wie im Flug. Es ist tiefster, nasser Herbst und der Junior winkt. Er hat herausgefunden wie es geht und nun winkt er (ausgewählten) Menschen in der Schlange, im Bus, und auch sonst zu. Schön, dass du auch mit in unserem Bus fährst, Onkel. Manchmal hebt er die Hand auch nur zum Gruß, wie ein kleiner Bergmann aus dem Erzgebirge „Glück auuuuf!“. Woher wissen Babys über regionale Unterschiede bescheid?

Regelmäßig sind wir in die Alte Wilsdruffer Vorstadt gefahren, zum babySignal Gebärdesprachkurs für Babys mit Josi. Dabei haben wir (also ich) verschiedene nützliche Gebärden gelernt, die ich nun versuche in unseren Alltag zu integrieren. Winken gehört dazu, auch wenn man dazu keinen Gebärdesprachkurs braucht.

Wer nach dem Grund für dieses Unterfangen fragt, dem sei gesagt, dass Kinder eine größere Weile brauchen, bis sie Sprechen, aber eine kleinere um vieles zu verstehen. Warum also nicht dafür sorgen, dass mehrdimmensionale Kommunikation früher vonstatten gehen kann? Mit Körpersprache oder den Händen etwas zu zeigen, ist leichter erlernt, als zu sagen:“Ich habe Durst. Und zwar auf Milch.“ Ein Kind wird auch sicher nicht zu bequem werden, um Sprechen zu lernen. Es will einfach alles lernen und sich genauso mitteilen, wie die Großen.

Bei dem Kurs mit Josi nun lernen Eltern in sechs Einheiten à einer Dreiviertelstunde bis zu 60 Gebärden. Es geht um Basiszeichen aus der Deutschen Gebärdensprache, die für Babys leicht zu erlernen sind. Begrüßung, Gefühle, Tiere oder Bedürfnisse. Mit Liedern, Bildern, der Handpuppe Lotte und plüschigen Tieren wird Eltern und Kindern vermittelt, was man alles mit den Händen ausdrücken kann. Natürlich sind das größtenteils Themen aus dem Alltag mit Kleinkind. Am Ende jeder Stunde gibt es ein Handout und genug Zeit, Fragen zu stellen.

BBgoesDD: Kursleiterin Josi von BabySignals
BBgoesDD: babySignal Kursleiterin Josi und Handpuppe Lotte

Kursleiterin Josi ist Ergotherapeutin und Sozialpädagogin und erfahren darin, Dinge für Kinder spannend aufzubereiten. Sie ist dabei sehr anspruchsvoll und versucht, die Kleinen mit einzubeziehen. Das klappt nicht immer, schließlich ist jede Menge Ablenkung da und die Aufmerksamkeitsspanne eines Kleinkindes ist sekundenkurz. Es ist ein schmaler Grat: die Kinder sollen bereits im Kurs die Zeichen verinnerlichen, daher gibt es kein weiteres Spielzeug. Der Junior möchte die meiste Zeit aber lieber auf Entdeckungsreise gehen. Ich habe immer etwas zum Spielen mitgebracht, um ihn in der Mitte der Gruppe zu halten. In dem Yogastudio, wo der Kurs stattfindet, stehen Teelichter, Klangschalen, Stehlampen oder ein kleines Regal mit Krimskrams. Hohes Zerstörungs- und Verletzungspotential. Ich möchte ja auch nicht ständig hinterher krabbeln und Dinge oder Kinder retten müssen. Ein kleiner Kritikpunkt also.

Der Kurs jedenfalls ist sehr gut um eine Basis zu finden, mit den Händen zu sprechen. Gleichzeitig ist er natürlich auch eine Möglichkeit für Kinder und Mütter, Kontakte zu knüpfen. Der Junior hat sogar eine Freundin gefunden. Sie heißt Sofia und die beiden haben sich von Anfang an ganz ohne Zeichen verstanden. Mit Sofias Mama verstehe auch ich mich super. Da geht’s um Chemie, und nicht um Zeichen. Aber es ist schön, jemanden zu haben, der die Zeichen noch weiß, die ich vergessen habe…

Wann lernen Kinder mit den Händen zu sprechen?

Der Junior ist jetzt zehn Monate alt und reagiert auf Wörter, Sätze, Situationen. Das kann ich an seiner ungeteilten Aufmerksamkeit ablesen, die ich habe, sobald ich „Esel“ sage (Oft am Tag erzähle ich die Geschichte zu einem Bild bei uns Zuhause, da kommt der Esel vor.) oder wenn ich ihm verbiete, den Herd zu bedienen. Seit ein paar Tagen nutzt er nun auch die Hände. Neben der Hand zum Gruß nutzt er auch das Zeichen für Licht, sobald eine Lampe an oder aus geht. Josi weiß erfahrungsgemäß, dass Kinder um das erste Lebensjahr herum Zeichen selbst nutzen. Üben kann man natürlich schon eher mit ihnen, je selbstverständlicher Zeichen in den Alltag eingebaut werden, desto einfacher wird es. Profitieren wird sicher auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind, denn die Kommunikation wird leichter, schöner, zufriedenstellender. Mitteilen ist ja auch Teilen.

babySignal ist ein ähnliches Franchise-Konzept wie die BabySteps Kurse (siehe mein Artikel zu BabySteps Kurs in Dresden). Aufbereitet wurden die babySignal-Kurse von der Pädagogin Wiebke Gericke aus Hamburg. Kursleiterinnen in der ganzen Republik eignen sich die Methodik an und profitieren von einer professionellen Website und einem Pool an Material, wie Handouts, in Grafiken verbildlichte Handzeichen oder kleine Give aways. Hier ist der Kontakt zu Kursleiterin Josi in Dresden.

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