Es ist noch Sand da, Maria: In der Heide

Roland Kaiser fühlt sich in Dresden so heimisch, dass er es im Sommer zur Tradition gemacht hat, Konzerte an gleich vier aufeinander folgenden Wochenenden zu geben. Kaisermania heißt das. Je nachdem wie der Wind steht, können wir bei uns Zuhause das Dachfenster aufmachen und so etwas wie: „Es ist noch Sand da, Maria..“ mitsingen. Für kühlen Schatten, den Sand und die Stille geht man in Dresden aber einfach in die Heide.

Auf der Dresdenkarte ist im Osten ein großer grüner Fleck in der Albertstadt, das ist die Heide. Ein schönes, waldiges Tal mitten in der Stadt. An den Hängen nichts als Bäume. Man ist hier inmitten der sächsischen Hauptstadt schnell im Campingurlaub. Das riesige Stück Wald mit vielen Bachläufen und Tümpeln kann eine eigene Postleitzahl ausfüllen und reicht fast bis Radeberg. Verschiedene Wege führen von der Neustadtseite aus hinein: Mit dem Bus 64 gelangt man an den Rand der Heide oder man läuft in der Neustadt einfach immer Richtung Osten. An der Flanke des Alaunparks zum Beispiel in die Kamenzer Straße hinein braucht man immer nur geradeaus zu laufen.

Die Wege sind etwas für mehr oder weniger abenteuerliche Kinderwagenfahrer und Träger. Kleine Lauflernlinge nimmt man aber auf manchen Wegen besser im Klammergriff an die Hand. Wir sind mit dem Bus ein Stück auf der Stauffenbergallee gefahren und an der ehemaligen Garnisonskirche ausgestiegen. Ein steiler, rechts abschüssiger Weg führte hinunter ins Tal. Das Rauschen der Stauffenbergallee wird immer leiser, unten plätschert nur die Prießnitz und es rauscht der Wald. Eine kleine Brücke überquert das Bächlein und es ist alles idyllisch und ruhig. Wir sind über die hübsche Brücke gelaufen, denn da war niemand. Bald wussten wir auch, warum.

Ein herrlicher Weg entlang des Baches. Ab und an eine breite, sandige Lichtung am Ufer. Das Bild lässt mich an Huckleberry Finn und Tom Sawyer denken. Hm. Komisch, dass hier ab und an Mountainbike-Fahrer vorbei huschen. Der Bach windet sich ganz herrlich und ich wollte am liebsten hinein gehen und ein Stück Kneipp-waten. Es gibt umgestürzte Baumstämme zum darauf sitzen und flache Bachstellen zum Matschen. Die merke ich mir schon mal, wenn das Baby alt genug dafür ist. Tolle Plätze für Picknicks und die große Familiendecke.

Je weiter wir dem Weg folgten, desto buckeliger und anspruchsvoller wurde er. Ich meine, für unseren Hartan war sonst weder das gefrorene Eis auf dem Elberadweg im Winter ein Problem, noch hält mich der grobe Kies am Eingang des Cafés im Rosengarten von einem Eiskauf ab. Aber hier ragten dicke Baumwurzeln aus dem Sand, der Weg wurde schmaler, steiler, hie und da ein wenig abschüssig zum Bach hin. Fehlende Wegstücke waren wie ein Floß aufgefüllt mit dicken Holzbohlen oder der Weg verschwand in tiefen Sandlöchern.

Das Baby jedenfalls hat seelenruhig geschlafen. Der Liebste und ich hoben und schoben aus Leibeskräften und freuten uns leise johlend über jedes geschaffte Hindernis. Nach ein paar Hundert Metern hielt ich Ausschau nach einer Brücke. Nach weiteren paar Hundert Metern nach einer Furt im Bach und einem flachen Aufgang auf der anderen Bachseite. Schuhe ausziehen, Schnürsenkel zwischen die Zähne, Kinderwagen über den Kopf und durch. Der Liebste schüttelte den Kopf.

Von der anderen Seite grüßten uns die Spaziergänger, dort verläuft nämlich der Prießnitzgrundweg. Ein breiter, gemächlicher Spazierweg, ideal für jemanden der es ruhig angehen möchte. Die Mountainbike-Fahrer flitschten an uns vorbei, nicht ohne ein anerkennendes Lächeln. Irgendwann gaben wir auf. Hatten ja auch keine Verpflegung dabei. Umdrehen, zurück und das nächste Mal nicht über die Brücke. Oder einfach da am Bach bleiben, wo er so schön breit und Mississippi ist.

BBgoesDD: Es ist noch Sand da, Maria
BBgoesDD: Es ist noch Sand da, Maria

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