Sonntagsausflug: Mit dem Rad zum Kletterwald

Schon am Samstag sind wir Rad gefahren und ich habe aus Versehen (ja wirklich) meinen Radhelm im Flur liegen lassen. Oha. Da kennt der Liebste kein Pardon. Als ich ihn am Käthe-Kollwitz-Ufer überholt habe, blieb er mit dem behelmten Junior im Testsieger-Fahrradsitz stehen. „Und?! Wo ist dein Helm?“ Ich erklärte ihm, dass ich ihn auf dem Weg zurück in die Wohnung, um dem Kind eine Sonnenmütze einzupacken, liegen lassen habe. „Und wie sollen wir das jetzt machen?“ „Was machen?“ Ich fahre eigentlich seit eh und je ohne Helm, erst das Muttersein bringt wohl die Helmpflicht mit sich. Er wartete immer noch. „Was?!“ „Ach Mann, so kriegen wir das nie hin mit der Vorbildwirkung.“ Ich platzte (innerlich) fast vor Lachen und Stolz. Dann erklärte ich mit fester Stimme, dass ich nicht den ganzen Weg zurück fahre wegen dem Helm. Der Junior weiß das in der nächsten Woche doch eh schon nicht mehr. „Hmpf.“ Aber am Sonntag jedenfalls bin ich vorbildlich mit dem Helm gefahren.

Wir nahmen den Weg durch die heiße Neustadt in die kühle Heide. Da, wo man – wären nicht der holprige Schotterweg und die mit Sprühfarbe beschmierten Brückenpfeiler – glauben könnte, man gondelt im andalusischen Granada am Flüsschen entlang. Es ist schön schattig. Die Heide ist ein urwaldgleicher, immer angenehm temperierter grüner Fleck in Dresden. Überall sonst fährt man derzeit besser schnell mit dem Rad die aufgeheizten Straßen entlang – für den kühlenden Fahrtwind und um nicht im Asphalt stecken zu bleiben.

Man muss sich im Prießnitzgrund links halten und nicht die erste kleine Brücke überqueren (siehe unsere Kutschfahrt von vor einem Jahr). Es sei denn, man möchte in etwa einer Minute an einen friedlichen kleinen Strand kommen, wo Eltern auf Decken liegen und Kinder im Bach planschen. Oder weiter auf eine holprige Mountainbike-Strecke, um die persönliche Bestzeit durch den Sand zu fahren. Der Radweg ist ausgeschildert, aber so la la. Wir wollten eigentlich zum Wasserfall, aber der war an der nächsten Weggabelung nicht mehr ausgewiesen. Also zum Kletterwald, es sind etwa acht Kilometer insgesamt.

Im Kletterwald staunte der Junior nicht schlecht, was da über ihm auf den Hängebrücken, Seilen und Plattformen so los war. Er zeigte sich beeindruckt vom Schwierigkeitsgrad dieses Spielplatzes. Ich erklärte ihm, dass die Leute früher auf Bäumen gelebt haben, hoch oben. Er streckte den kleinen Zeigefinger hoch. Und für alle, die etwas Heimweh nach den Baumwipfeln haben, gibt es Kletterwälder. Die Mama ist auch schon in einem geklettert, jawohl. Das war allerdings in Lützen. Am Ende des Parcours kam ich dort mit Gummiarmen und überrascht von der eigenen Höhengelassenheit wieder vom Baum runter. Es war toll, im Nachhinein.

Wir jedenfalls spazierten auf den Wegen im Heide-Kletterwald und begutachteten die Manöver der Leute über uns, die versuchten, auf den nächsten Baum zu gelangen. Es gab eine Wiese, Picknickbänke, Feuer- und Grillstellen und ein Volleyballfeld. Ab und an „Huiiiiii…“ pfiff einer über uns die Zipline entlang. Auch ein großes Planschbecken stand da, mit Sonnenblumenblüten im kühlen Wasser. Schließlich strandeten wir auf einem kleinen Spielplatz auf einer Wiese. Es gab sogar einen Kiosk mit Eis.

In den Kletterwald gelangt man nur zu Fuß oder mit dem Rad. Einmal da, kann man hier den ganzen Tag verbringen – auch ohne Klettern. Grillen und Lagerfeuer machen darf man, gegen Gebühr und wenn keine Waldbrandgefahr besteht natürlich. (Mit dem Auto darf man den Kletterwald zu diesem Zweck anfahren, mit Genehmigung vom Förster.)

Für uns und den Junior war es ein schöner Ausflug, wir waren auch nicht die einzigen Eltern mit kleinen Waldkindern. Das nächste Mal bringen wir vielleicht die Familie, einen Volleyball und ein Picknick mit. Der Rückweg mit dem Rad führte immer leicht bergab – meine Belohnung für den Hinweg, der ja immer leicht bergauf ging. Das gibt straffe Oberschenkel, dachte ich mir dann. Eine kleine Motivation ist ja ganz gut, wenn man so schöne Flecken entdecken möchte.

Hinterlasse einen Kommentar